Historisches

Wissenswertes über Sembach
1.224 Einwohner, 6 km², KFZ-Kennzeichen: KL

Wie Mehlingen so stand auch Sembach, das uns in mittelalterlichen Quellen noch als „Sentenbach“, und „Sinckenbach“ begegnet und seinen Namen höchstwahrscheinlich von verschilften Wasserläufen und Weihern herleitet, schon früh unter der Herrschaft der Wartenberger.

Als diese gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges (1646) ihren Amtssitz in den kleinen Ort verlegten, hatte dies in Verbindung mit einer günstigen Verkehrslage im Schnittpunkt zweier Fernstraßen einen überraschenden wirtschaftlichen Aufschwung des Dorfes zur Folge. Herrschaft und Untertanen waren vor 1648 reformiert, doch nach 1700 zogen außer einigen Lutheranern auch einige mennonitische Familien zu, die eine kleine Gemeinde bildeten.

Seine Blütezeit erlebte das Dorf während der Zugehörigkeit der Pfalz zum napoleonischen Empire, nicht zuletzt durch den Bau der „Kaiserstraße“. 1802 zählte Sembach schon 511 Einwohner und deren Zahl stieg bis 1837 sogar auf 835 an. In dieser Zeitspanne erhielt der Ort eine große Posthalterei, eine Arztpraxis und eine Apotheke. Durch zwei „Liberale“, den als Mitglied der 2. Kammer des bayerischen Landtages zu Ansehen gelanten Posthalter Daniel Ritter und Pfarrer Johann Heinrich Hochdörfer, einen der Hauptakteure auf dem „Hambacher Fest“ (1832) und Vertreter sozialrevolutionärer Ideen in der Revolution von 1848/49, wurde der Name des Dorfes in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts weit über die damaligen Kreisgrenzen hinaus bekannt.

Doch als in den 70er Jahren die Eisenbahnlinie von Kaiserslautern nach Winnweiler wurde, lag der Ort urplötzlich verkehrspolitisch im Abseits. Die Bevölkerung nahm rapide ab und erst mit dem Bau des Militärflugplatzes (1951) und der amerikanischen Wohnsiedlung „Heuberg“ setzte ein neuer wirtschaftlicher Aufschwung der Gemeinde ein.

Kaiserstraße und Postwesen

Verdankte Sembach seinen Aufschwung vor der Französischen Revolution in erster Linie der Tatsache, daß es wartenbergischer Amtssitz war, so gab zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein anderer wichtiger Umstand der Entwicklung der Gemeinde neue Impulse: der Bau der Kaiserstraße. Schon 1798 regte der Präfekt des Saardépartements die Verlängerung der bestehenden Straßenverbindung Paris-Saarbrücken nach Mainz an. Als man 1806 mit der Realisierung dieser Idee begann, verfolgte man das Ziel das linksrheinische Département Donnersberg in politischer, wirtschaftlicher und vor allem militärstrategischer Hinsicht enger mit dem französischen Mutterland zu verbinden. Ursprünglich plante man hierbei nicht eine direkte Verbindung nach Mainz, sondern dachte vielmehr daran, „eine Straße über Kaiserslautern und Dürkheim nach Oggersheim zu bauen, von wo aus die Rheinstraße direkt nach Mainz führte“. Erst eingehende Geländevermessungen, vergleichende Kostenvoranschläge und nicht zuletzt die durch die kaiserlichen Feldzüge im Osten notwendig gewordene Verlegung von Napoleons Hauptquartier nach Mainz gaben den Ausschlag für die noch heute bestehende Streckenführung.Die französischen Ingenieure, die mit Unterstützung einheimischer Fachkräfte das Projekt leiteten, strebten einen möglichst gradlinigen Straßenverlauf an, der größere Steigungen vermied. Auf dem letzten Teilabschnitt der „Grande Route Imperiale“ zwischen Kaiserslautern und Lohnsfeld ließen sie die Straße von der Eselsfürth direkt durch den Wald an Mehlingen vorbei nach Sembach legen. Das ursprüngliche Vorhaben, die Straße durch das Amseltal und über den Heuberg zu bauen, wurde verworfen, weil die erstgenannte Streckenführung kürzer war. Fortlaufende Truppenbewegungen und der schleppende Eingang der aus Steuern des Départements finanzierten Baugelder führten dazu, daß die Kaiserstraße zwischen Kaiserslautern und Lohnsfeld erst 1811 fertiggestellt werden konnte. An ihrem Bau, für den ständig ca. 900 Arbeitskräfte im Einsatz waren, waren auch die Sembacher Bauern beteiligt.

Wie die Bauern anderer Gemeinden mußten sie unentgeltlich Hand- und Spanndienste leisten, d. h. mit ihren Fuhrwerken Baumaterialien aus den Mehlinger Steinbrüchen transportieren und mit Schaufel und Hacke bei der Anlage der 10 Meter breiten und in der Mitte mit einer 6 Meter breiten Versteinung versehenen Straße mithelfen.

Eine Begleiterscheinung des Straßenbaues war, daß Napoleon mit seinem Gefolge desöfteren den neuen Verkehrsweg nach Mainz und Paris benutzte. Der Kaiser, der meist mit mehr als 20 Wagen sowie über 100 Pferden auf der mit jungen Laubbäumen und Pyramidenpappeln bepflanzten Allee unterwegs war, ließ sich hierbei in jeder Stadt und jedem Dorf mit Glockengeläut und Böllerschüssen von Behördenvertretern und festlich gekleideten Mädchen begrüßen. Auch die Sembacher werden wohl die Vorschriften befolgt und dem Kaiser teils begeistert teils gezwungenermaßen zugejubelt haben.

Insgesamt gesehen war der Bau der neuen Straße ein Glücksfall für Sembach, da das Dorf „über Nacht“ an das überregionale Verkehrsnetz angeschlossen wurde. Daß dies von Vorteil war, zeigte sich schon bald; denn mit der Kaiserstraße kam auch die Post nach Sembach. Das war nicht gerade eine Selbstverständlichkeit, denn jahrzehntelang war die Post immer an der Gemeinde vorbeigefahren. Sowohl die Ende des 18. Jahrhunderts einmal wöchentlich bediente Postlinie von Mainz nach Paris, die über Oggersheim, Dürkheim, Kaiserslautern, Landstuhl, Zweibrücken, Rohrbach, Saarbrücken, Metz und Nancy führte, als auch die nach dem Übergang der Pfalz an Frankreich eingerichtete französische Postverbindung von Paris über Kaiserslautern nach Mainz, welche die alte Geleitstraße über Alsenborn, das Göllheimer Häuschen, Göllheim und Alzey benutzte, ließen Sembach links liegen.

1809 änderte sich dies grundlegend. Obwohl die neue Kaiserstraße noch nicht ganz fertiggestellt war, verkehrten auf ihr versuchsweise alle 2 Tage Eilpostwagen von Paris nach Mainz. Zum Einsatz der Eilpost war ein gut organisierter Estafettendienst mit Zwischenstationen zum Wechsel der Pferde notwendig. Solche Haltestellen richtete man in Bruchmühlbach, Landstuhl, Kaiserslautern, Sembach, Standenbühl, Kirchheimbolanden und Alzey ein.

In Sembach übernahm Daniel Ritter das Amt des kaiserlichen Posthalters. Sein Interesse an der Post kam nicht von ungefähr, stammte er doch aus einer pfälzischen Bürgerfamilie, die schon über 100 Jahre Posthalter und Poststallhalter stellte. Ritters Urgroßvater, der Dürkheimer Gastwirt Karl Philipp Ritter, hatte schon für die pfälzischen Kurfürsten und die Grafen von Thurn und Taxis die Briefe an seinem Heimatort befördert.

Der Großvater, Sigismund Ritter, setzte die Tradition des Hauses Ritter fort. Er nahm die Diemersteiner Posthalterwitwe und Försterstochter Elisabeth Diemer zur Frau und heiratete so in die Diemersteiner Posthalterei ein. Der auch als pfälzischer Zöllner und gräflich-leiningischer Schultheiß fungierende Posthalter unterhielt in Diemerstein ein stattliches Wohnhaus und Stallungen zum Zwecke des Postdienstes.

Nach dem Tode Sigismund Ritters fiel 1789 die Diemersteiner Poststation an seinen Sohn Adolf Ritter. Sicher auch dank der 1782 geschlossenen Ehe mit der sehr gebildeten und sehr begüterten Elisabeth Rieb aus Reichenbach/Steegen war Adolf Ritter der reichste Bürger Frankensteins und außerdem auch Gläubiger der verschuldeten Grafen von Wartenberg und Leiningen. Von seinen 7 Kindern (5 Söhne und 2 Töchter), zu denen Daniel Ritter gehörte, nahmen 4 Posthalterstellen auf der Kaiserstraße ein. Johann Friedrich wurde kaiserlicher Posthalter in Kirchheimbolanden. Später übernahm Johann Theobald den dortigen Poststall. Die Tochter Luise heiratete den Posthalter Carl Didier in Kaiserslautern und der schon erwähnte Daniel richtete die Haltestelle in Sembach ein.

Der geschäftstüchtige Daniel Ritter erwarb sich im Sembacher „Erdäpfelgarten“ ein Grundstück mit Wohnhaus und Stallungen. Beides diente zunächst nur als Provisorium. Die eigentliche Posthalterei ließ Ritter an der Kaiserstraße errichten. Dort nahm er den Bau eines Hauses mit den notwendigen Pferdeunterkünften in Angriff. Die Fertigstellung dieses Anwesens zog sich aber bis 1812 hin, was Ritter immer wieder verärgerte. Unter anderem schrieb er im Juli 1812 an seinen Schwiegervater Peter Werntz, den Herzogsmüller in Grethen: „Mit unserer Bauerei geht es seit 12 Tagen schlecht vorwärts, denn die verteufelte Maurer Lumben haben sich seit unserer Kirchweih nicht mehr sehen lassen, doch habe ich Hoffnung, bis nächsten Montag das schlechte liederliche Zeug wieder daran zu bringen“. Trotz allen Ärgers wurde jedoch der Rittersche Poststall rechtzeitig zur Freigabe der neuen Kaiserstraße fertig.

Die Postpferde konnten vor dem neuen Gebäude gewechselt werden. Ritter selbst sorgte für die Aufzucht und Pflege der Pferde und kümmerte sich auch um gute Unterkünfte. Im Stall der Posthalterei sollen mehr als 20 Tiere Platz gefunden haben. Eine Besonderheit waren die Schimmel des Schwagers Didier aus Kaiserslautern, der sich den Luxus erlaubte, die Personenpost mit gleichfarbigen Rossen zu bespannen. Neben dem Wohngebäude befand sich eine Toreinfahrt, durch welche die Gespanne aus- und einfuhren. Ein kleines Fenster öffnete sich darin zur Bezahlung der Postillione. In den Kutschen wurden vorwiegend Personen und Postsachen sowie Dienstsachen für die Gemeindeverwaltungen befördert und bei der Postexpedition in Sembach ausgetauscht. Da zu Beginn des vorigen Jahrhunderts noch sehr viel mit Gold und Münzen gehandelt und beides von der Post befördert wurde, mußten die Posthalter die ihnen anvertrauten Geldsendungen sicher aufbewahren. Zu diesem Zweck befand sich unter dem Boden des Ritterschen Hauses ein Wertaufbewahrungsraum, der für Nichteingeweihte unsichtbar war.

Der rege Postverkehr, der sich mit der Fertigstellung der Kaiserstraße entwickelte, sorgte dafür, daß Daniel Ritters Poststall florierte. Als königlich bayrischer Posthalter führte ihn Ritter auch nach dem Ende der französischen Herrschaft fort. Auf dem Weg von Mainz nach Saarbrücken machte seit 1816 alle 4 Tage eine Kutsche mit Reisenden und Post in Sembach halt, um sich von Ritters Postknechten die Pferde wechseln zu lassen. Außerdem kam dreimal die Woche die Reitpost vorbei und brachte besonders Dienstsachen für die umliegenden Dörfer mit. Nach einer relativ kurzen Blütezeit geriet der Sembacher Poststall aber schon bald in eine Dauerkrise, die schließlich zu seiner Aufhebung führte. Schuld an der Misere war zu einem guten Teil die bayrische Regierung, die sich nach dem Abzug der Franzosen kaum noch um die Instandsetzung der Kaiserstraße kümmerte. Tiefe Schlaglöcher und der aufgefahrene Grundbau der Straße erschwerten den Verkehr immer mehr. Der große Verschleiß an Wagen und Pferden, den diese Straßenschäden nach sich zogen, brachte Ritter und einige andere Posthalter der Kaiserstraße in ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten. Ritters Schwager Didier in Kaiserslautern ruinierte sich z. B. durch Stürze seine ganzen Pferde, was mit dazu beitrug, daß er 1843 als Posthalter das Handtuch warf. Negativ wirkten sich die schlechten Straßenverhältnisse auch auf den Reiseverkehr aus. Ende der dreißiger, Anfang der vierziger Jahre mieden Reisende zunehmend die bayrische Pfalz und nahmen, um nach Mainz zu gelangen, lieber den Umweg über die benachbarte preußische Rheinprovinz in Kauf. Auf den sehr guten preußischen Straßen ließ es sich angenehmer reisen. Ein weiterer Grund für das Ausbleiben von Fahrgästen war, daß private Fuhrunternehmer in immer größerem Ausmaß die Personenbeförderung an sich zogen. Ebenso nahm auch der private Frachtverkehr zu.

Daniel Ritter, der schon etwa ab 1835 die Leitung des Poststalles seinem Sohn Karl Adolph anvertraut hatte, reagierte auf all diese Entwicklungen, indem er sich auf die Landwirtschaft und die Pferdezucht verlegte – eine Umorientierung, die ihm als reichstem Gutsbesitzer in Sembach nicht schwer gefallen sein dürfte. Während sein Sohn das Amt des Posthalters ausübte, lieferte Ritter selbst nun Pferde für die Gespanne privater Fuhrleute. In den vierziger Jahren endete schließlich die Ära Ritter abrupt. Daniel Ritters Sohn Karl Adolph starb schon 1842 im Alter von nur 28 Jahren und hinterließ den Poststall seiner 21-jährigen Ehefrau Elisabetha. Ihr ebenfalls frühzeitiger Tod 1845 führte im darauffolgenden Jahr zum Verkauf des Poststalles an den Kaiserslauterer Posthalter Franz Karcher. Die Sembacher Poststation, die Karcher übernahm, hatte mittlerweile allerdings viel von ihrem alten Glanz eingebüßt. Noch zu Lebzeiten von Elisabetha Ritter war am 01. Juli 1843 die alte Verbindung von Mainz nach Saarbrücken aufgehoben und durch die verkürzte Eilpostwagenlinie Mainz-Homburg ersetzt worden. Wahrscheinlich aus Rentabilitätsgründen verkürzte man diese Linie fünf Jahr später (01.07.1848) nochmals auf die bis 1855 (15.09.) bediente Strecke Mainz-Kaiserslautern. Zuvor war allerdings noch eine Eilpostwagenverbindung von Kaiserslautern nach Kreuznach eröffnet worden (01.08.1845 – 15.09.1855 ), die über Sembach, Winnweiler, Rockenhausen und Alsenz führte. Wie auf der Kaiserstraße litt aber auch auf dieser Postlinie der Reisekomfort unter den schlechten Straßenverhältnissen. In einem Straßenzustandsbericht aus dem Jahre 1847 heißt es über die Alsenzstraße: „Von Lohnsfeld ab ist diesselbe nicht mehr eine technische gebaute Straße, sondern ein Feldweg zu nennen, der einem neu geackerten Felde gleicht. Ohne feste Grundlage und Gestück entbehrt sie noch jedes Deckmaterial und die Pferde haben Mühe, den besonders bei schlechtem Wetter bis an die Achsen im Kot steckenden Wagen im Schritt weiter zu schleppen. Dabei ist diesselbe so schmal, daß 2 Wagen nur mit Mühe, an vielen Stellen wegen der auf der Seite Schuh hoch aufgetürmten Kothaufen gar nicht ausweichen können“. Reisende, die auf dieser Strecke von Kaiserslautern über Sembach nach Kreuznach fuhren, waren gut 15 Stunden unterwegs, wobei der Fahrplan von den Fahrgästen eine große Flexibilität verlangte. Wollte man z. B. von Winnweiler nach Kreuznach, so konnte man nur gegen Abend in die aus Sembach kommende Postkutsche zusteigen.

Wer dagegen nach Kaiserslautern wollte, mußte sich schon um drei Uhr früh auf die Beine machen und traf dann gegen acht Uhr morgens in der Stadt ein. Unterwegs wurden die Eilpostwagen bis weit in die vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts von zwei berittenen Gendarmen begleitet. Über die damals eingesetzten Kutschen berichtet ein Zeitgenosse aus Winnweiler: „Die Postwagen waren keine Omnibusse , sie hatten vielmehr im vorderen Teile eine Abteilung, in welcher zwei Personen nebeneinander Platz hatten, die dem hinteren Teile den Rücken kehrten; letzterer selbst hatte mit Leder überzogene Sitzbänke rechts und links wie ein Omnibus und bot Platz für vier Personen; war die Post besetzt und kein Platz mehr für anwesende Reisende, so gab es eine Beichaise …. Von und nach Kaiserslautern (von Winnweiler aus gesehen) kostete ein Platz im vorderen Teil, Coupé genannt, einen Gulden, im hinteren Teil einen halben Gulden.“

Neun Jahre führte Franz Karcher die Tradition der Ritterschen Posthalterei noch fort bis für ihn 1855 das Aus kam. Die Umwandlung der Eilwagenlinie Kaiserslautern – Kreuznach in eine Postomnibuslinie mit gleicher Streckenführung und die Einrichtung der neuen Postomnibuslinie Winnweiler – Dreisen – Kirchheimbolanden führte zur Aufhebung des Sembacher Poststalles und seiner Verlegung nach Winnweiler. In Sembach wechselte man nun keine Pferde mehr. Sembach war nur noch Haltestation für den einmal pro Tag verkehrenden Postomnibus, der Reisende mitnahm und die Post für die umliegenden Gemeinden Baalborn, Mehlingen, Neukirchen, Rohrbach und Wartenberg mitbrachte.

Doch auch dieser verbliebene Luxus erfuhr noch weitere Einschränkungen. Seit 1862 konnte man z. B. Kreuznach nicht mehr direkt von Sembach aus erreichen, weil die alte Postomnibuslinie Kaiserslautern -Kreuznach aufgelöst wurde (20.04.1862).

Was den Sembachern blieb, waren die beiden Postomnibuslinien Kaiserslautern-Sembach-Winnweiler-Rockenhausen-Alsenz-Obermoschel (seit dem 10.04.1862) und Kaiserslautern-Sembach-Winnweiler -Rockenhausen (seit 01.06.1864).

Endgültig verlor Sembach seinen Anschluß an das regionale Verkehrsnetz mit dem Bau der Alsenztalbahn in den Jahren 1870/71. Als 1870 die erste Teilstrecke zwischen Hochspeyer und Winnweiler eröffnet wurde, stellte man den Betrieb der oben erwähnten Postlinien ein. Angesichts ihrer verkehrsmäßigen Isolierung war es für die Sembacher nur ein schwacher Trost, daß der Eisenbahnbau dem Sembacher Poststall eine bescheidene Renaissance bescherte. Für Karriolpostfahrten zum Bahnhof Neuhemsbach richtete man im Dorf nochmals einen Poststall ein. Von hier aus verkehrten seit 1870 (29.10.) zunächst zweimal und dann dreimal täglich (seit 01.11.1891) leichte zweirädrige Wagen mit einem Kastenaufbau, um die Post für Sembach und die umliegenden Gemeinden zu befördern. Den weiteren Zustelldienst besorgte der im Dorf angestellte Postbote. Mit einem blauen Dienstrock bekleidet, eine blaue Schirmmütze mit Kokarde auf dem Kopf trug er auch bei schlechtem Wetter jeden Tag zu Fuß Briefe, Dienstsachen usw. auf den Dörfern aus, leerte die Briefkästen und verkaufte als mobiles Postbüro Briefmarken an die Dorfbewohner.

Der neue Poststall in Sembach bestand über 40 Jahre und wurde 1913 durch die Eröffnung der Motorpostlinie SembachKaiserslautern überflüssig.

 

Aus: Entwurf der Ortschronik der Ortsgemeinde Sembach

 

Gewannennamen in Sembach

Im Zusammenhang mit den im Dorf und seinem Umkreis herrschenden Besitzverhältnissen verzeichnet das Lagerbuch von 1725 sämtliche Gewannen der Gemarkung. Ältere diesbezügliche Nachrichten oder Verzeichnisse fehlen. Das Lagerbuch erwähnt die folgenden Fluren:- In der nördlichen Gemarkung:

Die Steinau:

Die in der nördlichen Gemarkung gelegene Steinau verdankt ihren Namen ihrem steinigen Untergrund.

Im Frankenland:

Die Gewanne lag zwischen dem heutigen Friedhof und dem Gögelchesberg. „Im Frankland“ bedeutet wohl soviel wie „im Land des Frank“.

Im Kredenpfuhl:

Die Gewanne liegt ungefähr zwischen dem heutigen Friedhof und dem Heuberg.

Der Name Kredenpfuhl deutet auf eine Wasserpfütze, einen Morast, einen Sumpf oder auf Bruchland hin, wo Kröten oder Frösche lebten. Heute noch bildet die Gewanne eine flache Stelle, in der sich bei starkem Regen gern Wasser ansammelt, das in dem lehmigen Boden nur langsam versickern kann und Frösche und Kröten anzieht.

– In der südlichen Gemarkung:

In den Sandäckern am Dorf:

Die Flur lag rechts der „Enkenbacher Hohl“ der Haardtwiese gegenüber, streifte den Stiefelsberg und endete an der Gewanne „Am Galgen“. Wie der Name schon andeutet, war der Boden in dieser Flur sandig.

Auf dem Stebelsberg:

Das im Flurnamen enthaltene Wort „Stebel“ bedeutet so viel wie „Pferch für weidende Schafe und Ziegen“ und hat nichts mit der gegenwärtig gebräuchlichen Bezeichnung „Stiefelsberg“ oder mit der Form eines Stiefels zu tun. Auf dem Stebelsberg weidete man demnach Schafe und Ziegen.

Im Buchholtz, im Fluhr vor dem Buchholtz:

Die Flur zog sich etwa hinter dem heutigen Anwesen „Schmidt/Nunheim“ und „Mehlinger“ hin und grenzt heute noch an ihrem südlichen Ende an den Flugplatz. Ihr Name deutet wohl auf einen früheren Buchenwald hin, den man im Laufe der Zeit rodete, um Ackerfläche zu gewinnen.

Im Galgenacker, In der Galgenwiese, An der Galgenwiese am See,

An der Galgenwiese:

Die Gewannen befinden sich südlich des Stiefelberges. Ihr Name rührt von dem auf ihrem höchsten Punkt aufgestellten Galgen, der von fast allen Punkten der Gemeinde sichtbar war. Personen, die schwere Straftaten begangen hatten, wurden hier vor aller Augen erhängt. Der Galgen in Sembach wird schon im 16., 17. und 18. Jahrhundert erwähnt. Der wohl letzte Henker Sembachs war ein Peter Schmidt. Er wird 1789 erwähnt (23).

In den 11 Morgen, In den 17 Morgen, In den 20 Morgen:

Alle drei Fluren fielen in diesem Jahrhundert dem Flugplatzbau zum Opfer. In Ermangelung topographischer Besonderheiten benannte man die Gewannen vermutlich einfach nach ihrer ursprünglichen Größe.

Auf der Enkenbacher Hohl:

Der Hohlweg führt nach Enkenbach. Lange Zeit benutzten ihn vor allem jene Sembacher, die zum katholischen Gottesdienst nach Enkenbach gehen wollten oder in Enkenbach arbeiteten.

Im Krep:

Die Flur lag gegenüber der Gewanne „Im Stinkental“ und ist heute Teil des Flugplatzgeländes. Sie gehörte zu den fruchtbarsten Gewannen Sembachs überhaupt. Ihr Name läßt sich bisher nicht deuten.

In denen Ochsen Morgen:

Nach mündlicher Überlieferung befand sich die Flur unweit von Niedermehlingen. Der Flurname ist nur schwer zu deuten. Möglicherweise handelte es sich um ein schwer zu bearbeitendes Stück Land, das vorwiegend mit Ochsen beackert wurde.

Im See:

Die Gewanne dehnte sich am südlichen Zipfel der Gemarkung in Richtung Niedermehlingen aus. Ihr Name deutet daraufhin, dass sich an ihrer Stelle einmal ein Weiher oder Woog befand.

Im Hahnborn:

Die Flur war in der südlichen Gemarkung in Richtung Mehlingen gelegen (heute Flugplatzgelände). Das Wort Born im Flurnamen weist auf einen Brunnen oder eine Quelle hin. Der aus dem Mittelhochdeutschen abgeleitete Begriff Hahn(en) bedeutet soviel wie (Dornen-) Gebüsch. Demnach bezeichnet der Flurname eine in einem Gebüsch gelegene Quelle. In ähnlicher Wiese läßt sich der Name Hahnenkopf deuten. Dieser Bergkopf war früher offenbar mit Gebüsch bewachsen.

– In der westlichen Gemarkung:

Staudacker:

Am südlichen Rand des Staudackers befindet sich heute der Sportplatz. Der Flurname deutet an, dass der karge Boden des Staudackers einmal vorwiegend mit Büschen oder Stauden bewachsen war.

– In der östlichen Gemarkung:

Die Haardtwiese, Auf der Haardtwiese:

Die Gewanne liegt am Ostrand des Dorfes an der Enkenbacher Hohl und ist heute Neubaugebiet. Das in dem Flurnamen enthaltene alte Wort „Haardt“ bezeichnet einen licht stehenden Wald mit Grasboden und deutet darauf hin, dass die Flur einmal eine Waldwiese war.

Im Holderstück:

Die Gewanne reicht etwa vom örtlichen Dorfausgang bis zur Schellpetereiche. Starker Holunderwuchs gab der Flur den Namen.

Im Stinkenthal:

Die Gewanne liegt in der südöstlichen Gemarkung zwischen Steinkopf und Flugplatz. Der Flurname erinnert daran, dass in diesem Tal früher, lange bevor die gesetzlich vorgeschriebenen Abdeckereien eingerichtet wurden, Kadaver toter Tiere verscharrt wurden. Wenn die Tiere nicht hinreichend verscharrt wurden, kam es wohl mitunter zu üblem Geruch. Daher die Bezeichnung „Im Stinkenthal“.

– In nicht mehr feststellbarer Lage:

Ahn der Saudellen:

Die Bezeichnung „Delle“ weist darauf hin, dass sich die Flur bei einer leichten Vertiefung im Gelände befand. Wahrscheinlich war die Saudelle ein Ort, wo sich Wildschweine versammelten.

Am Dorf:

Der Name bezeichnet eine Flur, die direkt am Dorf lag.

Auf dem Schüßlers Acker:

Der Name läßt keine klare Deutung zu.

Die Hergertswiesen:

Der Name deutet darauf hin, dass die betreffende Wiese dem „Hergert“ gehörte.

Die Johanneswiese:

Der Name deutet an, dass es sich bei der Flur um die Wiese des Johannes handelte.

Hinter des Schue Caspars Haus:

Die Gewanne lag hinter dem Haus des Caspar Schue.

Im breiten Stück:

Es handelte sich um ein kleines Stück Land, das dank seiner Lage zu einem angrenzenden Weg wohl recht breit erschien.

In den Disteläckern:

Die Gewanne erhielt ihren Namen offensichtlich von auffallendem Distelbewuchs.

Als besondere Zugehörungen der Gemarkung Sembach verzeichnet das Lagerbuch von 1725 die Eichenbacher Mühle, den Längstlerhof, die Ziegelhütte und die Gemarkung des im 18. Jahrhunderts schon längst verschwundenen Dorfes Baudweiler.

 

Aus: Entwurf der Ortschronik der Ortsgemeinde Sembach

 

Juden in Sembach——————————————————————————–Die erste Kunde von Juden in Sembach erfahren wir aus den Renovationsprotokollen der Schultheißerei Sembach aus dem Jahre 1725. Hiernach waren bereits ansässig:

Burg
mit 2,5 Morgen, Haus, Hofraidt und Pflanzgarten

Nachtmann (später Nathan Loeb)
27 Ruthen und 7,5 Schuh Acker sowie Haus, Hofraidt und arten daran

David Levi (1761 in kurpfälzischem Dienst, Gondelsheimer und Wartenberger Pflicht)
1,25 Morgen Grund sowie Haus und Hofraidt

David Levi starb 1786 in Sembach, vor ihm die beiden anderen. Sie dürften die ersten Bestatteten auf dem Mehlinger Friedhof gewesen sein. Ihre Gräber sind verschwunden. Die Familien wohnten am Kirchweg, an der Dorfgrenze und am Obermehlinger Pfad. Der Kirchweg wurde später als „Judenburg“ bezeichnet. Geduldet waren zu dieser Zeit nur Schutzjuden, die die ihnen auferlegten Schutzzölle bezahlten. Schon früh übten diese Juden ihren Handel auch an den christlichen Sonn- und Feiertagen aus. Das störte viele Einwohner, so dass eine Verordnung von 1764 den Juden Strafe androhte, wenn sie den Kauf und Verkauf oder Handel vor dem Nachmittagsgottesdienst der christlichen Gemeinde trieben. Sie mussten Ruhe in ihren Häusern halten und durften auf den Straßen nicht hin- und hergehen.

Über die Zuwanderung weiterer Juden wissen wir nur wenig. Das Seelenregister von Sembach von 1830 gibt darüber nur wenig Auskunft. Da bis 1830 der Wegzug jüdischer Bürger bereits in vollem Gange war, erfahren wir nur aus den Heirats- und Sterbeakten ab 1795 mehr. Der weitere Erwerb von Grund und Boden blieb den Juden verwehrt. Daher nahmen diese nur zögerlich das Recht einer Ansiedlung in Anspruch. Für sie blieb nur der Vieh- und Spezerei-, sowie Kleinhandel, das Sammeln von Lumpen und Alteisen. Erst seit dem Bau der Kaiserstraße gab es in Sembach einen jüdischen Metzger (Schächter), der auch die christlichen Haushalte versorgte.

Nach der Französischen Revolution kamen auch Makler hinzu. Die reichen Juden und Nichtjuden wohnten in der nahen Stadt. Die Sembach jüdischen Familien waren kinderreich. Verarmte Judenmädchen suchten oft eine Stellung bei reichen Judenfamilien. Viele Jugendliche bettelten bei reichen Glaubensgenossen.

Mit der Französischen Revolution verschwand die Herrschaft der Grafen von Wartenberg. Die Schutzzölle für die Juden fielen weg. Ihre Gleichberechtigung mit den anderen Bürgern brachte auch eine freie Kultusausübung. Der Verkehr auf der Kaiserstraße von Mainz nach Kaiserslautern (nach 1810) führte zu einem Aufschwung für Handel und Wandel. Nach dem Bau der Fruchthalle in Kaiserslautern blühte auch der Getreidehandel, der sich später in die Stadt verlagerte.

Bei hohen Geburtenzahlen bis 1850 mussten viele Jugendliche den Ort verlassen, einige wanderten aus. Von da an überalterte die jüdische Gemeinde in Sembach, die Geburtenzahl sank rapide bis zum Jahre 1880. Die verbliebenen Familien hielten engen Kontakt zu den reichen Familien in Göllheim, Steinbach, Odernheim, Altenglan, Illingen und Blieskastel. Dabei fanden sie auch einen wirtschaftlichen Rückhalt. Nur wenige Familien blieben bis zur Nazi-Herrschaft in Sembach. Viele wanderten nach Nord- und Südamerika aus. Im Judenpogrom von 1938 musste die Familie Mann Schlimmes erleben. Simon Mann, der sich um die Gemeinde besonders verdient gemacht hatte, wurde 1941 nach Gurs in Südfrankreich abtransportiert. Er starb am 27.02.1941 im Lager Noe. Das gleiche Schicksal erlitt Ferdinand Berg (Rubel Berg). Er Starb am 11.02.1940 in Gurs. Isidos Straß und seine Frau Natalie mit Sohn Walter wanderten 1938 in die USA aus.

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Aus: „Mahnende Zeugen der Vergangenheit“ von Lothar Horter und Michael Tilly

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2. Die Sembach Air Base——————————————————————————–Anfang 1951 erfuhr die deutsche Öffentlichkeit von dem amerikanischen Plan, im Zuge der Truppenvermehrung in Europa in Sembach einen Flugplatz anzulegen. Auf einer Fläche von ca. 240 ha wurde zwischen den Dörfern Sembach und Mehlingen ab Sommer 1951 der eigentliche Flugplatz errichtet.

Die seit Anfang 1953 auf einer Fläche von ca. 109 ha gebaute, zu der Air Base gehörende Housing-Area liegt auf der anderen Seite Sembach auf dem sogenannten Heuberg, wo den Soldaten und ihren Angehörigen 506 Wohnungen zur Verfügung stehen.

Die Zahl der in Sembach stationierten Soldaten schwankte natürlich im Verlaufe der Jahre, es werden Zahlen zwischen 3.000 und 5.353 genannt.

Als im Sommer 1953 die Air Base fertiggestellt worden war, wurden zunächst neben kleineren Einheiten die 54 Flugzeuge des 66. Taktischen Aufklärungsgeschwaders von South-Carolina nach Sembach verlegt. Die Piloten dieser von Col. Fulcher geführten Einheit waren zu 90 % Koreaveteranen, die Düsenjets verschiedener Typen und zweimotorige RB 26 Marauder zur Tag- und Nachtaufklärung flogen. Schon wenige Wochen nach seiner Ankunft stellte das Geschwader in einem großangelegten NATO-Luftmanöver seine Einsatzbereitschaft unter Beweis.

Die 81. Luftrettungsstaffel. die ebenfalls in Sembach stationiert worden war, wurde 1956 nach Landstuhl verlegt. Zeitweilig bezogen nun Flieger des 48. Jagdbombergeschwaders die freiwerdenden Unterkünfte. Sie waren mit Flugzeugen des Typs F-86-F Sabre ausgerüstet.

Seit 1956 wurden drei amerikanische Fernlenkwaffengruppen in Deutschland aufgebaut, eine davon, die 587., in Sembach. Diese ab 1957 einsatzbereiten Einheiten waren mit Flugkörpern vom Typ Martin TM 61 Matador ausgerüstet, die Atomsprengköpfe über eine Entfernung von 600 Meilen ins Ziel tragen konnten.

1959 wurde auch in Sembach eine „furchtbare neue Waffe“ eingeführt, die taktische Fernlenkrakete TM 67 Mace, mit deren Hilfe man von Sembach aus „beispielsweise alle Weichselbrücken wenige Stunden nach einem Angriff aus dem Osten zertrümmern“ konnte. Sie hatte eine Reichweite von bis zu 2.000 km. Mit der neuen Rakete wurde der Stab des 38. Lenkwaffengeschwaders unter Col. Sands nach Sembach verlegt, dem die übrigen in Deutschland stationierten Fernlenkwaffengruppen unterstellt wurden. Die Sembach Air Base war nun der erste Flugplatz, auf dem außer einigen Schul- und Transportflugzeugen keine von Piloten geflogenen Kampfflugzeuge mehr stationiert waren.

In diesem Zusammenhang verbreitet die deutsche Tagespresse Gerüchte, denen zufolge der Flugplatz Sembach ungeeignet für moderne Düsenflugzeuge war, da die Landebahn zu kurz sei. Außerdem verliefe sie uneben und stelle daher eine Gefahr für landende Flugzeuge dar. Die Air Base, so wurden nicht näher bestimmte Quellen zitiert, sei nur deshalb in Sembach angelegt worden, weil man auf französische Planungen habe zurückgreifen können. Die Suche nach einem geeigneteren Standort sei nur aus Zeitdruck unterblieben.

Diese Gerüchte entsprachen jedoch letztlich nur bedingt der Wahrheit. Zwar kam es 1959 wegen der Welligkeit der Start- und Landebahn beinahe zu einem schweren Flugunfall. Die Air Base wurde auch nach der Aufstellung des 38. Lenkwaffengeschwaders für einige Jahre nur noch von Transport- und Schulmaschinen genutzt, während andere Flugzeuge nur noch im Notfall in Sembach landen sollten. Aber der Grund dieser Veränderungen war eher in den Fortschritten der Waffentechnik und dem Wandel der strategischen Situation als in einer grundsätzlichen Nichteignung der Sembach Air Base für moderne Jagdflugzeuge zu sehen. Die Start- und Landebahn ist nur unwesentlich kürzer als die von Ramstein oder Hahn und länger als die von Zweibrücken; ihre Breite entspricht der der übrigen amerikanischen Flugplätze in Rheinland-Pfalz.

Das Hauptproblem der Sembacher Start- und Landebahn ist aus fliegerischer Sicht ihre Unebenheit, die es Transportflugzeugen nicht gestattet, wie etwa in Ramstein mit voller Beladung zu starten. Aber vor allem die günstigen Wetterbedingungen erleichtern den An- und Abflug und machen so Sembach zu einem brauchbaren Flugplatz.

Die in der Tagespresse von 1959 zu findenden Gerüchte über die mangelnde Eignung der Sembach Air Base haben also einen wahren Kern, sind jedoch letztlich unbegründet, was auch daraus ersichtlich ist, dass der Flughafen bis 1995 von der US-Luftwaffe für verschiedene Flugzeugtypen bis hin zu Jagdflugzeugen genutzt wurde, obwohl deutscherseits behauptet wurde, der Flugplatz sei wegen mangelnden Lärmschutzes für die Stationierung moderner Strahlflugzeuge des Typs F-16 Fighting Falcon ungeeignet.

In den Jahren 1965 bis 1969 wurde das 38. Taktische Raketengeschwader aus Sembach abzogen und durch das 601. Taktische Kontrollgeschwader, eine Radareinheit, ersetzt, die mit Luftraumüberwachungsflugzeugen und Hubschraubern ausgerüstet war.

Seit 1972 ist das Hauptquartier der 17. US-Luftflotte, der die Masse der US-Luftstreitkräfte in Deutschland untersteht, auf dem Heuberg untergebracht.

Ein Jahr später wurde das 601. Taktische Kontrollgeschwader nach Wiesbaden verlegt, von wo es nach der Umrüstung auf zweimotorige Fliegerleitflugzeuge des Typs OV-10A Bronco 1975 wieder nach Sembach zurückkehrte, was dort zu einem Wohnungsengpass führte. 1977 wurde das Geschwader im Zuge der damaligen Vergrößerung der US-Luftwaffe in Europa verstärkt.

Die Sembach Air Base diente 1979 bis 1989 als vorgeschobener Operationsflugplatz für in Großbritannien stationierte Erdkampfflugzeuge des Typs A-10 Thunderbold II. 1984 wurde die Zahl der ständig in Sembach stationierten Flugzeuge verringert, womit die Auflösung der 601. Taktischen Kontrollstaffel, die zum 601. Taktischen Kontrollgeschwader gehörte, im darauf folgenden eingeleitet wurde. Stattdessen bezogen 1985 die Hauptquartiers der 65. Luftwaffendivision und des 66. Elektronischen Kampfgeschwaders die Sembach Air Base. Die Flugzeuge der Typen EC-130H Compass Call und EF-111 Raven, die letzterem unterstellt waren, flogen von Heimatflughäfen in Großbritannien.

1989 und 1994 wurde Sembach für die Dauer von Bauarbeiten in Ramstein als Ausweichbasis für dort stationierte Flugzeuge genutzt.

Im Jahre 1992 wurde das 601. Kontroll- in das 601. Versorgungsgeschwader umgebildet, das bis 1993 noch über Luftraumüberwachungsflugzeuge verfügte. In diesem Jahr wurde es in 601. Flugplatzgeschwader umbenannt, womit die endgültige Schließung der Sembach Air Base eingeleitet wurde., die am 30.3.1995 mit einer symbolischen Schlüsselübergabe an einen Vertreter der Bundesregierung erfolgte. Seitdem nutzen die Amerikaner nur noch die Heuberg-Siedlung, die von der Ramstein Air Base aus verwaltet wird. Neben Wohnanlagen befindet sich dort außer kleineren Stäben und Schulen noch das Hauptquartier der 17. US-Luftflotte.

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Aus: „U.S. Air Base Sembach: Von der ersten Landbeschlagnahme zu Abzug und Konversion“ von Winfried Herget und Walter G. Rödel aus dem Jahr 1995

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